Stefanie von Schnurbein: Transformationen völkischer Religion seit 1945
Eine neue Erscheinung ist jedoch der Versuch von immer mehr Gruppen, sich von der rechtsextremen , neonazistischen, rassistischen und antisemitischen Positionen dezidiert zu distanzieren. Bei einigen Organisationen oder Führungspersonen handelt es sich dabei meines Erachtens um eine bewusste Verschleierungstaktik, durch die das in Misskredit geratene neugermanische Heidentum sich mehr Akzeptanz erhofft. Andere Gruppen, insbesondere der Rabenclan – Arbeitskreis für Heiden in Deutschland e.V. (allerdings keine primär neugermanische Organisation) scheinen ein ernstzunehmendes Interesse an der Abgrenzung von und vor allem der kritischen Aufarbeitung der rassistischen und rechtsextremen Geschichte und Verbindungen neugermanischen Heidentums zu haben. (27) Ähnliche Abgrenzungsversuche finden sich auch bei angloamerikanischen und skandinavischen Gruppen, wobei auch hier im Einzelfall geprüft werden müßte, wie tragfähig diese sind.
(27) Aktuelle Informationen sowie ein umfassendes Archiv der Ergebnissee des „Ariosophie-Projekts“ des Rabenclans finden sich auf dessen Internetseite: http://www.rabenclan.de
Zitat aus:
Stefanie von Schnurbein: „Transformationen völkischer Religion seit 1945“; S. 416; in: Stefanie von Schnurbein u. Justus H. Ulbricht (Hg.): „Völkische Religion und Krisen der Moderne. Entwürfe ’arteigener’ Glaubenssysteme seit der Jahrhundertwende“. Würzburg 2001; S. 409-429