Slawisches Heidentum
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Mythologie
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Alkanost
Victor Vasnetsov
einer der beiden heiligen Vögel mit Frauenkopf, Botin des Paradieses; Vogel der Trauer und Melancholie; wer sie singen hört, vergisst alles andere und folgt ihr in den Tod (siehe Sirin); wenn A. am Meeresstrand Eier legt und diese dann im Meer versenkt, bleibt das Meer für 6-7Tage ruhig; dann schlüpfen die Jungen, und ein Sturm beginnt
Bába Jága (russ.) Jési Baba (tschech.) Jedzka (poln.)
A. Borisov
Ivan Bilibin
"Großmutter Jaga", ursprünglich die weise, aber in ihrer Macht durchaus nicht ungefährliche Göttin, an die man sich um Rat und Hilfe wendet und die mal als junges Mädchen, mal als reife Frau und mal als hutzlige Alte erscheint, mutierte auch sie unter christlichem Einfluss zur bösen und hässlichen Hexe, wie man sie schließlich aus den klassischen, russischen Märchenfilmen kennt (dort übrigens immer von einem Mann gespielt);lebt im Wald in ihrer Hütte, die auf einem/zwei Hühnerbein/en steht und von einem Zaun umgeben ist, auf dem die Köpfe der Menschen stecken, die B.J. schon verspeist hat. Obwohl sie immer sehr hungrig ist und Menschen frisst, kommt es durchaus vor, dass sie jemandem hilft. Man darf nur weder Angst vor ihr haben noch lügen und muss ihr einen Gefallen tun (z.B. Komplimente machen oder etwas Leckeres zu essen mitbringen). Sie ist so mager, dass sie nur aus Haut und Knochen zu bestehen scheint, obwohl sie dauernd isst. Sie fliegt vorzugsweise in ihrem hölzernen Mörser durch die Gegend, wobei sie mit dem Stößel rudert und lenkt und mit einem Besen eventuelle Spuren verwischt. Wer ihre Hütte betreten will, muss dieser befehlen, sich umzudrehen. Die Hütte kann einen auf Befehl von B.J. auch verfolgen.
Bánnik (m.) / Bánnaja (w.) / Bánniki (pl.)
Ivan Bilibin
"Badehausbewohner", Er meist ein kleiner nackter Greis mit langen weißen Haaren und langem, weißem Bart, Sie ebenfalls weißhaarig und hutzlig; können gefährlich werden, wenn man sie nicht respektvoll genug behandelt; es heißt, sie lassen den jeweiligen Menschen dann im Dampf ersticken oder legen Feuer; man hält sich besser nicht allein und nicht des Nachts im Badehaus auf; Ikonen und Kreuze haben im Badehaus nichts zu suchen, dafür kann man die Banniki nach der Zukunft befragen - in der Neujahrsnacht versammelten sich junge Frauen und Mädchen im Badehaus, um sich vom Bannik von hinten berühren zu lassen; eine weiche, warme Berührung bedeutet Glück, eine kalte, kratzige Unglück; wenn ein Kind im Badehaus geboren wird (wo es oft auch gezeugt wurde), muss man auf Mutter und Kind gut aufpassen, damit der Bannik das Neugeborene nicht wegschleppt; jedes dritte Mal heizt man die Banja (das Badehaus) nur für die Banniki, außerdem bedankt man sich beim Verlassen des Badehauses bei ihnen und lässt ihnen Seife, Wasser und Kienspäne da; die Banniki gelten auch allgemein als Hüter des Familienlebens, da sie Zeugen privatester Gespräche werden, jede Menge Klatsch zu hören bekommen und somit immer genau im Bilde sind, was in der Gemeinschaft vor sich geht
Bjélobog (russ.) / Bjáuobug (poln.) / Bjelun (weißruss.)
"Weißgott"; Gott des Tages/Lichts, bringt Glück, Frieden und Gerechtigkeit; erscheint nur am Tage und als alter, weiß gekleideter Mann mit langem Bart und langem Stab, hilft Reisenden, den Weg aus dem Wald zu finden, gilt als seinem Bruder Tschernobog überlegen; die Russen wandten sich auch an ihn, wenn es um Gerechtigkeit ging
Bogínka (poln.), Bogínki (pl.)
Weiblicher Wassergeist; bewohnt die Ufer von Seen und Flüssen; siehe auch Rusalka und Beregina
Bolótni (russ.) / Bagnítsi (pl.)
"Sumpfbewohner", weibliche Sumpfgeister
Chors
Sonne, aus dem Iranischen "khursid", identisch mit Daschdbog; der russische Reigentanz Chorovod ist danach benannt
Dáschdbog
"der Gebende Gott", Licht- oder Sonnengott, der die Sonnenscheibe als Krone trägt; so dass man ihn selbst nicht mehr sieht; erscheint morgens im Osten in seinem zweirädrigen Diamantenwagen, gezogen von zwölf feuerspeienden Pferden mit goldenen Mähnen, durchquert täglich seine 12 Königreiche (Tierkreiszeichen?); gilt auch als Gott der Gerechtigkeit, sitzt dann auf einem purpurnen Thron, umgeben von 7 Richtern (Planeten?); in anderen Legenden morgens ein hübsches Kind, das im Laufe des Tages zum Greis altert
Djábelek (poln.)
"Teufelchen", Kobold
Djed Marós, Marosko (russ.)
russische Neujahrskarte
"(Groß-)Väterchen Frost", der personifizierte Winter, erscheint als alter Mann in dickem Pelzmantel; alles was er mit seinem Zauberstab berührt, erstarrt zu Eis; er erfüllt auch die Aufgaben des Weihnachtsmannes, d.h. er bringt den braven Kindern Geschenke; wird begleitet von dem Schneemädchen Snjegurotschka
Dogóda
Gott/Geist des Westwinds, bringt Zärtlichkeit und Liebe
Dola, Dolja
Schutzgeist eines Menschen, Verkörperung seines günstigen Schicksals, meist eine Frau, kann aber auch als Mann, Katze oder Maus auftreten, weicht dem betreffenden Menschen ein Leben lang nicht von der Seite; in manchen Gegenden ist sie ein hübsches, junges Mädchen, das sich bei ungünstigem Schicksal in die Njedolja verwandelt;
Domovoi (m.) / Domovi(tsch)ka (w.) / Domovije (pl.)
Ivan Bilibin
"Hausgeist", meist ein Ahne oder eine Ahnin, lebt unter dem Ofen oder unter der Schwelle der Eingangstür, sorgt für Frieden, Ordnung und Wohlstand im Haus, wenn man ihn bei Laune hält; dazu gehört, ihm regelmäßig Essen hinzustellen, das Haus sauber zu halten, stets fleißig zu sein und ihm nachts nicht im Weg zu sein, wenn er durch das Haus geht, d.h. man darf nicht neben dem Ofen, nicht in der Nähe der Schwelle und nicht mitten im Zimmer schlafen; alle möglichen seltsamen Geräusche, die man ihm Haus hört, kommen vom D., der versucht den Bewohnern etwas zu sagen; spürt man den Nachts eine sanfte, weichfellige Berührung, so bedeutet das Glück, spürt man eine kalte, kratzige Berührung, bedeutet es Unglück; eigentlich unsichtbar, weil er sich nicht gern anschauen lässt, erscheint aber manchmal in Gestalt eines früheren Hausherrn, manchmal auch in Tiergestalt (Frosch, Natter etc.); warnt vor Unglück und Gefahr, kündigt den Tod eines Familienmitglieds durch Wehklagen an; bei Umzug lädt man den D. entweder ein, mitzukommen, oder man ehrt den D. des neuen Hauses, indem man ihn mit Brot, Salz bringt, bevor auch nur ein einziger Gegenstand ins Haus getragen wird. Der D. zieht automatisch mit, wenn man Glut des alten Herdfeuers ins neue Haus bringt und damit dort das erste Feuer entzündet.
Dvorovoi
"Hofgeist", nicht ganz so umgänglich wie der Hausgeist; bewohnt nicht nur den Hof, sondern auch die Ställe und anderes Nebengelass außer der Scheune; er verabscheut weiße Tiere; um ihn zu besänftigen, opfert man ihm glänzende Gegenstände, eine Scheibe Brot und etwas Schafwolle
Feuervogel
Petrov
typisch slawische Märchenfigur, Hüter der goldenen Äpfel, leuchtet hell wie die Sonne; manche halten ihn für identisch mit Slawa
Gamajun
Victor Vasnetsov
hellsehender Vogel, Symbol der Hoffnung
Gerovit / Jarovit
Frühlings- und Kriegsgott der Westslawen (u.a. der Pommern), Tempel stand u.a. in Havelberg und Wolgast; ein geweihtes Schild wurde darin aufbewahrt, das auf Kriegszügen mitgeführt wurde; auch Frühlings-Aspekt des Swantewit
Jarilo / Jarila
Göttin/Gott des Frühlings und der Fruchtbarkeit, entsprechen als Geschwisterpaar in etwa Freya/Freyr, reiten auf Pferden, tragen Blumen; werden an Kupalo verabschiedet (Jarilo als Greis mit riesigem Phallus, der unter Lachen und obszönen Witzen begraben wird)
Jesinki (tschech.)
Geister im Gefolge von Jesi Baba, leben in Höhlen und fressen Kinder
Jurata
Herrin der Ostsee; wohnte in ihrem Bernsteinpalast am Grunde der Ostsee, der von Perun oder ihrem Vater aus Eifersucht bzw. Standesdünkel zerstört wurde, weil sie einen Fischer liebte; Bernsteinstücken, die an den Strand gespült werden, sind Trümmer ihres Palastes
Kikimora
Ivan Bilibin
Winzig kleiner weiblicher Hausgeist mit langen Haaren und Hühnerbeinen, meist aber unsichtbar; wohnt im Keller oder hinter dem Ofen; liebt Reinlichkeit, hilft dann des Nachts bei der Hausarbeit und kümmert sich um die Hühner; wenn die K. sich bemerkbar macht (Wimmern, Pfeifen, Kinder nachts kitzeln) bedeutet das Ärger; um sie zu besänftigen, soll man Töpfe und Pfannen in Farntee abwaschen;
Koljada
Personifizierung der Wintersonnenwende
Kostroma (russ.)
Fruchtbarkeitsgöttin; Personifizierung der Vegetation, dargestellt als weißgekleidetes Mädchen mit Eichenzweigen in der Hand; entspricht wohl Jarila
Kriwda
Göttin des Hasses und der Verbitterung.
Krutschina
Göttin der Trauer, ewig wehklagende Frau
Kupala / Kupalo
Personifizierung der Sommersonnenwende; die ihr geweihte Pflanze ist der Blutweiderich; der Name soll gar kein altüberlieferter sein, sondern von Jozef Kraszewski um 1890 für seinen Roman "Stara Basn" erfunden worden sein; andere Informanten halten dagegen, der Name tauche in Quellen weit vor 1890 auf
Lada / Lado
"Schöne", Göttin der Liebe, Leidenschaft, Harmonie und Schönheit; lebt bis zur Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche in der Unterwelt, um dann mit Lerchen den Frühling zurückzubringen; der ihr geweihte Baum ist die Linde (wegen der herzförmigen Blätter); manchmal wird ihr Zwillingsbruder Lado erwähnt;
Lel (russ.) / Polel (poln.)
Sohn der Lada, Hochzeitsgott, dargestellt als weiß gekleideter, junger Mann mit Blumenkranz im Haar
Lesnik / Leschi
I. Ilina und N. Ilin
"Waldbewohner", tarnt sich gern als Baumstumpf; man bekommt ihn selten zu sehen, hört ihn aber häufiger singen, lachen oder pfeifen; im eigenen Wald kann er so groß wie die Bäume sein, wenn er will, außerhalb ist er nur grashoch; er sorgt dafür, dass Menschen, die in seinen Wald kommen, sich verirren; er kann ihre Gedanken und Absichten erkennen, versteckt die Äxte der Holzfäller und entführt gern junge Mädchen und Frauen; um sich gegen seine Macht zu schützen, zieht man seine Kleidung verkehrt herum an oder dreht die Innenseite nach außen; es hilft auch, wenn man ihn zum Lachen bringt; man bringt ihm Salz oder Süßes oder Kascha (Grütze) mit und legt es auf einen Baumstumpf oder einen umgestürzten Baum; der L. stirbt Anfang Oktober und kehrt im Frühjahr zurück
Licho Odnoglasoje
"Einäugiges Elend", personifizierte Not; dargestellt als alte, spindeldürre, einäugige Frau
Ludki
"das kleine Volk", die "Leutchen", Zwerge, die einst unsichtbar mit den Menschen zusammenlebten und für deren Wohlstand sorgten, aber fortzogen, als man sie nicht mehr respektvoll genug behandelte; Geschichten über sie gibt es bei fast allen slawischen Völkern
Lugovniki / Lakanitsi (poln.)
"Wiesenbewohner"
Marzanna / Marena
Göttin des Winters und des Todes; erscheint als alte, weiß gekleidete Frau; zum Frühlingsanfang wurde eine Strohpuppe von ihr gefertigt, aus dem Dorf getragen und fortgejagt; in Polen wurde die Puppe erst verbrannt und dann "ertränkt", der betreffende Tag heißt "Weißer Sonntag"; in neuerer Zeit teilweise eher mit Heim und Herd in Verbindung gebracht; der ehemals märkische Ort Marzahn, heute Stadtteil von Berlin, trägt ihren Namen
Matj Syra Semlja
"Mutter Feuchte Erde", vermutlich älteste Göttin der Slawen; wird nie personifiziert dargestellt; ihre Symbole sind Tiere wie Kröte, Frosch und Natter; das Graben oder Pflügen war bis Maslenitsa, dem Zeitpunkt der Niederkunft von M.S.S., verboten; wer auf die Erde spuckte, musste sich demütigst dafür entschuldigen; heilige Eide wurden auf M.S.S. geschworen und Ehen geschlossen - mit einem Klümpchen Erde im Mund oder in der Hand oder auf dem Kopf; wenn kein Priester greifbar war, wurde der Erde gebeichtet, und beim Sterben bat man grundsätzlich die Erde um Vergebung für seine Sünden; das Dorf wurde gegen Seuchen geschützt, indem Jungfrauen und Witwen des Nachts und unter fürchterlichem Lärmen eine Furche um das Dorf zogen, wer ihnen als Mann dabei begegnete, wurde getötet - noch im 20.Jahrhundert;
Mawki
Diener der Naw
Mjesjatj
Mond, manchmal der kahlköpfige Onkel und weise Berater der Sonne, in anderen Legenden deren Frau
Mokos
Spinnerin, Rußland
Stickerei auf russischem Handtuch
vielseitige Göttin der Ostslawen; zuständig für Fruchtbarkeit, Wasser, Heim und Herd, speziell für das Spinnen; Schutzpatronin der Hebammen; geht vermutlich wie Baba Yaga auf die ursprüngliche Große Göttin zurück; wird in Stickereien als große Figur, flankiert von Reitern, dargestellt, ansonsten mit großem Kopf, langen Armen und ungekämmten Haaren; gilt auch als Frau des Pjerun;Nach Christianisierung wurde sie durch die heilige Paraskjewa ersetzt, der zu Ehren die geernteten Früchte in der Kirche gesegnet wurden, es gibt auch den Paraskjewa-Freitagskult, der also wie der "Freyatag" auf den einer Fruchtbarkeitsgöttin geweihten Wochentag zurückgeht;
Mora
Untote, wandern des Nachts umher, bringen Alpträume (koschmar), versuchen, die Schlafenden zu erwürgen oder saugen ihnen Blut aus, am liebsten Kindern
Naw
Göttin des Todes; sie schmuggelt einen winzig kleinen Knochen ins Essen, und wer ihn verschluckt, der stirbt
Nawki
Geister ertrunkener Kinder, Diener der Naw
Njedolja
Verkörperung des ungünstigen Schicksals eines Menschen; dargestellt als unzufriedene, alte, gebrechliche Frau; siehe Dol(j)a
Notschnitsa
"Mitternachtsfrau"
Ovinnik
"Tennenbewohner", Scheunenkobold, der gern Feuer legt; in anderen Gegenden Bewohner der Vorratsräume
Pjerun (russ.) / Pjurun (poln.)
A. Fantalov
Donner- und Kriegsgott, großer, zerzauster Mann mit kupferrotem Bart und goldenem Schnurrbart in einem von einem Ziegenbock gezogenem Wagen; er ist weiß gekleidet und trägt eine riesige Axt oder einen Hammer, die/den er gegen böse Menschen und Geister schleudert und die/der immer wieder zu ihm zurückkehrt (Wikinger-Einfluß?); fährt bei Gewitter und Krieg über den Himmel und schleudert Blitze auf die Erde; was vom Blitz getroffen wurde, gilt als erfüllt mit seiner göttlichen Kraft; sein ärgster Feind ist Saltys, eine riesige Schlange, die am Fuße des Weltenbaums wohnt; eine Axt wurde zum Schutz und als Glücksbringer außen ans Haus gehängt; der ihm geweihte Baum ist die Eiche; In der Regel wurde ihm ein Hahn geopfert, zu besonderen Gelegenheiten jedoch auch ein Bär, ein Bulle oder ein Ziegenbock; das geopferte Tier wurde gemeinsam verspeist, um die Kraft des Gottes in sich aufzunehmen; auch verfeindet mit Veles, deshalb getrennte Verehrung; dem P. geweihte Tempel sollen achteckig gewesen sein und auf erhöhten Plätzen gestanden haben; in Kiew stand der Tempel des P. auf einem Berg, der des Veles dagegen in einem niedriger gelegenen Teil der Stadt;Die Christen ersetzten P. durch den Propheten Elias (Ilja), der laut Bibel in einem feurigen Wagen zum Himmel fuhr.
Poleviki / Polevoi
Boris Zabirokhin
"Feldbewohner", das von den Menschen bearbeitete (Korn-)Feld ist "sein" Feld, er verteidigt es gegen Eindringlinge und rächt sich gnadenlos an nachlässigen oder gar faulen Bauern; jedes Feld hat mindestens einen P., manchmal auch ein ganzes Völkchen; er liebt Sicheln, Messer und Gift und wendet diese auch skrupellos an, um Widersacher beiseite zu schaffen; wenn man dem P. jedoch ausreichend Respekt bezeugt und ein wenig eigenes Blut auf dem Feld zurücklässt, um die Verbundenheit mit demselben zu demonstrieren, dann ist er recht umgänglich und sogar ein großzügiger Gastgeber, aber nur wenige wagen es, ihm dafür nahe genug zu kommen; erscheint als einigermaßen gutaussehender Mann mit grünen Haaren und grünem Bart, trägt immer eine Sichel oder ein Messer bei sich, beides sehr scharf; kann "sein" Feld nicht verlassen, merkt dafür aber jederzeit, wenn es von jemandem betreten wird
Poludnitsa
Nadeshda Antipova
"Mittagsfrau", der personifizierte Sonnenstich, erscheint in der Mittagshitze als hochgewachsene, weißgekleidete Frau, die streng darauf achtet, dass während dieser Zeit niemand arbeitet
Porevit
Sommer, einer der vier Jahreszeiten-Aspekte des Svantevit, blickt nach Süden; in einigen Gebieten eigenständiger, fünfköpfiger Gott
Radogost / Radegast
Kriegsgott der Westslawen, dargestellt als junger Krieger mit Speer, verehrt in der großen Tempelanlage zu Rethra (evtl. identisch mit Svaroshiz?), habe leider nur diese Darstellung gefunden, die ihn mit Doppelaxt zeigt
Rod (Ei des Rod) / Rosanitsa
Rugjevit
Herbst, einer der vier Jahreszeiten-Aspekte des Svantevit, blickt nach Osten; laut anderen Quellen Gott von Rügen, mit sieben Köpfen und sieben Schwertern und einem achten Schwert in der Hand
Rusalka
Wasserjungfrau; Geist eines ertrunkenen Mädchens oder einer ertrunkenen jungen Frau
Sirin
Victor Vasnetsov
einer der beiden heiligen Vögel mit Frauenkopf, Botinnen des Paradieses; Vogel der Freude; wer sie singen hört, vergisst alles andere und folgt ihr in den Tod (siehe auch Alkonost);
Semurg / Sjemargl
A. Fantalov
Geflügelter Hund, manchmal auch Vogel; hütet die Ernte; wahrscheinlich persischer Ursprung; wurde unter anderem als Statue in Kiew verehrt
Smertnitsa
"Schmerzerfüllte", personifizierte Trauer, ewig leidende Frau
Snjegurotschka (russ.)
M. Wrubel
"Schneemädchen", Tochter von Djed Maros (Väterchen Frost) und dem Frühling; sie darf nicht in die Sonne; der Leshik beschützt sie, aber seine Macht endet, wenn sie sich in einen Menschen verliebt; sie verliebt sich in einen Hirten namens Lel, und während er ihre Lieblingsmelodie auf der Flöte spielt, schmilzt sie im wahrsten Sinne des Wortes dahin.
Soria (russ.)
die drei Töchter des Daschbog; die eine öffnet jeden Morgen die Himmelstüren für die Sonne, die andere schließt sie abends nach Sonnenuntergang wieder; gemeinsam mit der dritten Schwester bewachen sie den großen Hund (Sternbild Großer Bär), damit er sich nicht losreißt und die Welt vernichtet; weitere Schwestern sind der Morgen- und der Abendstern, die sich um die Pferde des Daschbog kümmern; manchmal eine einzige Soria als Schutzherrin der Krieger, welche sie unter ihrem Schleier versteckt
Stribog
"Windgott", Großvater der Winde, bringt Frost und Uneinigkeit
Sud / Sad
Gott des Schicksals; wenn er in seinem Palast Gold streut, werden die zu dieser Zeit geborenen Menschen ein Leben in Reichtum und Überfluss führen; wenn er dagegen
Sudenitsi
Gefolge des Sud, Gott des Schicksals
Swarog
Feuergott oder Himmelsgott, jedenfalls Vater des Daschdbog und des Svaroshiz
Swaroshiz / Swarowitsch
"Sohn des Svarog"; Feuergott, sein eigentlicher Name darf nicht ausgesprochen werden; bei den Westslawen war ihm der große Tempel in Rethra gewidmet; 1066 wurde ihm nach erfolgreichem Aufstand der Propst Oddar von Oldenburg geopfert
Swantewit / Swiatowit (poln.)
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I. Bilibin
Kriegs- und Fruchtbarkeitsgott, von seinen vier Seiten/Gesichtern sind zwei männlich, zwei weiblich; wurde auf Rügen in der Tempelburg von Arkona verehrt; dort hielt seine Statue ein großes Trinkhorn aus verschiedenen Metallen in der linken Hand, das jeden Herbst mit Met gefüllt wurde, um für die Ernte des nächsten Jahres Voraussagen zu machen; man hielt ihm zu Ehren dreihundert makellose Pferde, und ihre Reiter brachten jegliche Beute in den Tempel; ein einzelnes weißes Pferd galt als sein persönlicher Besitz, das nur von einem auserwählten Priester gepflegt und geritten wurde, damit es durch zu häufige Benutzung nicht an Heiligkeit verlöre; bei den polnischen Slawen sehr verbreitet; in dem polnischen Kinofilm "Stara Basn" von 2003 handeln diverse Szenen in einem Tempel des Swiatowit
Swesda Dnjetsa / Djennitsa
Morgenstern; siehe Soria
Swesda Polnotsa
Mitternachtsstern; siehe Soria
Swesda Wjetschornjaja
Abendstern; siehe Soria
Tloka (poln.)
Nachbarschaftsgeist; Personifizierung des nachbarschaftlichen Zusammenhalts und der gegenseitigen Hilfe
Triglaw / Trojan
"Dreiköpfiger", Gott mit drei Gesichtern als Zeichen der Herrschaft über Himmel, Erde und Unterwelt, meist mit verbundenen Augen dargestellt, damit er in seiner Heiligkeit die Übel der Welt nicht mit ansehen musste; wichtige Tempel waren Stettin und Brandenburg, aber auch sonst verbreitet
Tschernobog (russ.) / Tschernobug (poln.)
"Schwarzgott", Bruder von Bjelobog, Gott des Dunkels/der Nacht; steht für Unglück und Chaos, Krieg und Ungerechtigkeit, ist aber nicht als "böse" im Gegensatz zum "guten" Bjelobog zu verstehen, sondern als notwendiges, destruktives Gegenstück zum konstruktiven Charakter seines Bruders
Vampire
demnächst
Vedjma
Sturmfrau; der Begriff wird im Russischen ähnlich wie "Furie" im Deutschen verwendet, entspricht aber auch dem herabwürdigenden Aspekt des Wortes "Hexe"
Volos / Veles
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A. Fantalov
gehörnter Gott der Bauern, Beschützer von Feld und Vieh, Gott der Händler, des Reichtums und der Magie. Schutzherr der Poeten und Barden; vermutlich noch aus ältesten indogermanischen Zeiten stammend; erbitterter Feind des Kriegergottes Perun; die letzten Ähren auf dem Feld wurden für ihn zurückgelassen als "Veles-Bart"
Wila (sg.) / Wili (pl.)
I. Bilibin