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Heinrich Heine Jubilaeum 1
28.04.2017, 09:55

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<< Die Zäsur, ihr Ort und ihre Zeit | Liste Nach Autoren | Die Götter im Exil >> Heinrich Heines Freundschaft mit den Heidengöttern
Eine Textsammlung zum 150. Todestag

Am 17. Februar 2006 jährt sich zum hundertfünfzigsten Mal der Todestag von Heinrich Heine. Für den Rabenclan ist dies ein Anlass, einige Texte dieses "ersten Intellektuellen der Moderne" vorzustellen, in denen er sich mit dem Heidentum als auch mit der christlichen und jüdischen Religion auseinandersetzt.

Die heidnische Seite Heines ist bis heute eher unbekannt. Wie viele seine romantischen und spätromantischen Zeitgenossen ließ sich auch Heine in seinem Werk von der Welt der alten heidnischen Gebräuche und Wesenheiten inspirieren. Neben Gedichten und Theaterstücken, die ganz bewusst naturreligiöse Themen aufgriffen (und ebenfalls demnächst im Magazin vorgestellt werden), gehörte dazu auch die Auseinandersetzung in Prosa.

Der 1837 erschienene Aufsatz "Elementargeister" plaudert im humorvoll-ironischen Ton über die Welt der Elfen, Nixen und Zwergen und lässt dabei auch manchen Seitenhieb auf das Christentum nicht aus. Der Aufsatz enthält die bekannte und einprägsame Schilderung der Tannhäuser-Sage, die in ihrer Darstellung durch Heine Wagner wohl entscheidend inspiriert hatte (mehr dazu hier) und in der die Liebschaft des mittelalterlichen Dichters mit der heidnischen „Frau Venus“ auch sinnfälliger Ausdruck der Sympathien seines modernen Nachfolgers war.

Das Essay "Das Exil der Götter" von 1853 beschäftigt sich mit der Idee, dass die Heidnischen Götter aufgrund der Repressalien des Christentums ausgewandert sind und nun ihr Leben in anderen Gefilden fristen oder incognito unter den Menschen weilen. Heine spürt auf, in welchen wundersamen Geschichten und Bildern sie aufeinmal unverhofft auftauchen. In beiden Texten wird jener „fröhliche Sensualismus“ erkennbar, der ähnlich wie bei Friedrich Nietzsche in einer bestimmten Rezeption antiker Konzepte und einer Polemik gegen das Christentum seinen Ausgangspunkt hat (Zum Verhältnis der beiden bekanntesten Polemiker Deutschlands, die das 19. Jahrhundert gekannt hat, siehe auch hier.) Heinrich Heines Heidentum war eine naturmystische, philosophisch reflektierte Einstellung, die doppeldeutig über die Existenz jener merkwürdigen heidnischen Wesenheiten redete, über die der Volksmund oder die antike Kultur berichtete. Gerade die Tatsache, dass für eine gewisse Phase seines Lebens nicht ganz klar ist, ob er humanistischer Atheist, Agnostiker, Pantheist oder ironischer Polytheist ist, macht deutlich, wieviel ihn mit der von Paul Veyne in dessen Arbeit „Glaubten die Griechen an ihre Mythen?“ beschriebenen antiken Kultur verband.

Doch Heines Verhältnis zu religiösen Traditionen war Zeit seines Lebens von dem Willen zur kritischen Auseinandersetzung geprägt und so blieben auch seine eigenen religiösen Präferenzen im Fluss. Nach einer Phase des "Pantheimus", in der er sich rückblickend als "lebensfreudiger, etwas wohlbeleibter Hellene, der auf trübsinnige Nazarener herablächelte" sah, kehrte er wieder zu einer monotheistischen Lebenshaltung zurück. Gerade in seiner schweren Krankheit, die in die „Matrazengruft“ verbannte, schärfte sich in seinem Spätwerk seine Kritik an seinen früheren Vorstellungen. Auch Texte, die diese Weiterentwicklung zum Ausdruck bringen, sind deshalb hier unter dem Titel: Heinrich Heines Abschied von den Göttern vorgestellt.

Eine Kritik am Pantheismus findet sich z.B. im Nachwort zu seinem Lyrikband "Romanzero": „Auf meinem Wege fand ich den Gott der Pantheisten, aber ich konnte ihn nicht gebrauchen. Dies arme träumerische Wesen ist mit der Welt verwebt und verwachsen, gleichsam in ihr eingekerkert, und gähnt dich an, willenlos und ohnmächtig. Um einen Willen zu haben, muß man eine Person sein, und, um ihn zu manifestieren, muß man die Ellbogen frei haben. (...)“ Anschließend schildert Heine in einer bewegende Passage über einen Besuch bei der Venus von Milo seine Abschied in Liebe und Freundschaft von den alten Heidengöttern.

In späteren Jahren wird die klischeehafte Herabwürdigung der jüdisch-christlichen Kultur und die ebenso plakativ gegenübergestellte hellenische Überlegenheit noch weitgehender relativiert. Die zwei Jahre vor seinem Tod verfassten "Geständnisse" enthalten eine Abrechnung mit dem Atheismus und eine - trotz Distanz in Glaubensfragen - wohlwollende Beschreibung der Verdienste des Protestantismus. Vor allem das Judentum erfährt in den "Geständnissen" eine späte Wertschätzung, die die zwischenzeitliche Polemik, wie sie z.B. auch in den "Elementargeistern" anklingt, deutlich relativiert:

"Wie über (...) [Moses] , hab ich auch über (...) die Juden, nie mit hinlänglicher Ehrfurcht gesprochen, und zwar gewiß wieder meines hellenischen Naturells wegen, dem der judäische Ascetismus zuwider war. Meine Vorliebe für Hellas hat seitdem abgenommen. Ich sehe jetzt, die Griechen waren nur schöne Jünglinge, die Juden aber waren immer Männer, gewaltige, unbeugsame Männer, nicht bloß ehemals, sondern bis auf den heutigen Tag, trotz achtzehn Jahrhunderten der Verfolgung und des Elends. Ich habe sie seitdem besser würdigen gelernt, und wenn nicht jeder Geburtsstolz bei dem Kämpen der Revolution und ihrer demokratischen Prinzipien ein närrischer Widerspruch wäre, so könnte der Schreiber dieser Blätter stolz darauf sein, daß seine Ahnen dem edlen Hause Israel angehörten, daß er ein Abkömmling jener Märtyrer, die der Welt einen Gott und eine Moral gegeben, und auf allen Schlachtfeldern des Gedankens gekämpft und gelitten haben."

Hier nun die Texte im Einzelnen:

"Nun gieb mir Urlaub, Frau Venus zart"
Elementargeister (1837)




Was wurde aus den heidnischen Götter?
Die Götter im Exil (1853)




"So wie überhaupt die Pantheisten eigentlich nur verschämte Atheisten sind..."
Heinrich Heines Abschied von den Göttern




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Óskmejyar Teil 1 - Die Walküren in der Helgaquiða Hundingsbana I (von Hans Schuhmacher)
Thesen zur Germanischen Frau (von Hans Schuhmacher)
Die unbekannte Tradition: Slawisches Heidentum(von Anna Kühne)

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