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Heller Maegerle Arun Verlag Zitat
28.04.2017, 09:55

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Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle über den Arun-Verlag

Das Buch "Thule: vom völkischen Okkultismus bis zur neuen Rechten" ist eine ordentliche und empfehlenswerte Einführung in die rechte Esoterik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es verliert deutlich an Aussagekraft und an Recherche-Qualität, wenn es sich mit zeitgenössischer rechter Esoterik und braunem Neu-Heidentum der letzten zwanzig Jahre beschäftigt. Dennoch ist interessant, dass die Autoren es zumindest für nötig halten, sich mit dem im Arun-Verlag erschienenen Roman Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo, dem Arun-Verleger Stefan Ulbrich und seinem Verlagsprogramm zu beschäftigen. Ein Textauszug:

"Plötzlich begann sein Oberkörper zu zittern, erst ganz leicht, dann immer stärker. Schließlich wurden seine Hände, sein Kopf, seine Beine davon ergriffen. [...] Sein Mund öffnete sich und heraus brach ein Schrei, der nichts Menschliches an sich hatte. Seine Arme schossen nach vorne, packten den Speer, rissen ihn in die Luft. Sein Kopf ruckte nach oben, seine dunklen Augen hefteten sich an das Stück Geschichte, das er in seinen ausgestreckten, zitternden Händen hielt. Seine Uniformmütze rutschte herab und fiel zu Boden. Eine Strähne seiner Haare hing ihm in die schweiß gebadete Stirn. Er war eins geworden mit den magischen Kräften, die der Speer ausstrahlte, deren Fluidum sich auf ihn übertrug, ihn erfüllte und ein Hochgefühl erzeugte, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Viermal sieben Jahre - 28 insgesamt - hatte er auf diesen Moment gewartet. Jetzt, in der Nacht vom 14. auf den 15. März 1938, hielt er endlich den Speer in seinen Händen. Er war eins mit dem Schicksal geworden, ja er war selbst Schicksal. Sein Schrei verebbte, lief aus in einem Röcheln, sein Oberkörper fiel nach vorne und schlug polternd auf dem kleinen Tisch auf. Seine Finger umkrampften das Stück Metall, so, als ob sie schwören würden, es nie wieder loszulassen. (306) (...) Russell McClouds Schwarze Sonne von Tashi Lhunpo beginnt mit der zitierten Szene, in der Hitler sich des Speeres bemächtigt. Dann wechselt der Schauplatz zum heutigen Wien. Ein Reporter soll über einen Mord an einem hochgestellten Banker schreiben, der Freimaurer war. Auf der Stirn des Toten erkennt der Reporter ein Sonnensymbol, das die Täter dem Opfer aufgedrückt haben. Das Symbol führt den Reporter zur Wewelsburg. Dort wird der Reporter Zeuge eines Doppelmordes. Einem der Opfer hatten die Mörder die Füße rechtwinklig gedreht, ein Zeichen der Freimaurerei, die die Tat beging.

Derartige Körpersymbole sind ein Leitmotiv der nationalsozialistischen Esoterik. Juan Malers Bücher enthalten zahlreiche derartiger Erkennungszeichen, etwa Hand- und Fingerstellungen eines Redners, die dem unbedarften Leser nicht auffallen, die auch gar nicht klar erkennbar sind, die Maler aber nach Kräften deutet. In den spanischsprachigen Ausgabe von Serranos Büchern finden sich Fotos Hitlers, denen geheime Botschaften unterlegt werden (309) . Auf einem Foto schütteln sich Hitler und Heß (Serrano schreibt "Hesse") die Hand; die Bildunterschrift klärt darüber auf, daß durch den Händedruck Energien von dem einen auf den anderen übergehen (310). Es gibt viele solcher Textstellen. Sie sind Teil der Symbolsprache, die die nationalsozialistische Esoterik entwickelt hat.

Nach dem Doppelmord in der Wewelsburg wechselt der Schauplatz nach Tibet, wo der Journalist einen Guru trifft, der sich als Überlebender einer der SS-Expeditionen vorstellt (vgl. das Kapitel "Das Ahnenerbe" ). Der Guru weiht den Reporter in einige seiner esoterischen Geheimnisse ein. Vor zwölftausend Jahren ging ein Reich in einer riesigen Katastrophe zu Ende, wie es bis heute nie wieder auf der Welt existiert hat. Thule war das Reich der Rasse, die von den Göttern abstammte [...]. Einige der Wesen aus Thule überlebten die Katastrophe, die die Bibel als Sintflut beschreibt. Sie zogen in die Welt und trafen dort auf die Anfänge der Menschheit, die gerade ihre ersten Schritte in die Geschichte machte. Sie wurden als Götter verehrt, kein Wunder, denn sie stammten von ihnen ab. Ihre Fähigkeiten faszinierten die Menschen, die keine Erklärung dafür hatten. Doch was sollten die Wesen von Thule mit den Menschen tun? Über diese Frage spalteten sich die Thule-Wesen in zwei Fraktionen, Agarthi und Schamballah, die sich jahrtausendelang bekämpften. In Tibet hatte eine isolierte Gruppe der Thule-Wesen überlebt und schloß sich den Agarthi an. Wegen dieser Abkömmlinge der Götter hatte sich die SS nach Tibet aufgemacht. Die Schamballah (gemeint sind Juden und Freimaurer) vermischten sich mit den Menschen. Die Agarthi (Arier) blieben göttlichrein. Der Kampf der Freimaurer gegen die SS ist die vorläufig letzte Etappe des Fraktionskampfes. (311) Unweigerlich kommt auch die Erzählung dieses SS-Gurus auf Haushofer, einen "der wichtigsten Männer des Dritten Reiches". Haushofer habe während des Ersten Weltkriegs Kontakt mit den Gelbmützen, einer tibetischen Sekte, gehabt. "Der Kontakt zwischen Haushofer und den Gelbmützen führte dazu, daß sich in den zwanziger Jahren einige tibetische Gemeinden in Deutschland bildeten. Viele von ihnen hielten Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten der damals immer stärker werdenden NSDAP. Haushofer hatte diese Kontakte hergestellt." (312)

Von Tibet wechselt der Schauplatz wieder nach Europa. Die SS-Agarthi-Leute haben den Speer, das "Symbol der Macht" (313) aus dem Museum gestohlen und bringen ihn zur Wewelsburg, wo sie ihn für eine rituelle Feier brauchen. Die Schlußszene ist eine wilde Autofahrt, Hubschrauber knattern, Scheinwerfern suchen das Gelände ab, und es gibt eine Schießerei in schlechtester Hollywoodmanier. Der Reporter erlangt den Speer und versenkt ihn in einem See, damit er kein Unheil mehr anrichte.

Beim oberflächlichen Lesen mag das Buch den Eindruck erwecken, als sei der Autor neutraler Erzähler ohne besondere Sympathien für die Freimaurer oder die SS. Tatsächlich aber sind es die Freimaurer, die foltern und morden, während Hitler und die SS lediglich ausführende Werkzeuge einer höheren Macht sind (314). "Russell McCloud" dürfte ein Pseudonym sein. Seine Sprache verrät ihn, er ist wahrscheinlich Österreicher. (315) In einem Interview (Junge Freiheit 23.12.1994) formuliert er die auf dem Klappentext seines Buches enthaltene Feststellung, daß Thule lebt, vorsichtiger in Frageform: "Warum sollte der Orden nach 1945 nicht weiterbestanden haben?" Seinen Stoff hat er deutschen Filmemachern angeboten, seine Gesprächspartner aber hätten bei der Vorstellung eines SS-Mannes im Eis irgendwo in Tibet "entsetzt abgewunken. Das Klima in Deutschland ist inzwischen so hysterisch und vergiftet, daß einem als Ausländer sozusagen wirklich Angst werden kann." (316) 1995 erschien das Drehbuch im Arun-Verlag. (317) Es übersetzt den Antisemitismus der Romanvorlage in die Filmsprache des Bildes. Einer der jüdisch-fraumaurerischen Weltverschwörer sitzt in seinem Büro und "ist gerade dabei, einen Ordner mit Nacktfotos, die Pärchen in eindeutiger Stellung zeigen, zu betrachten." (318) Der Pornographievorwurf gehört zu den ältesten Stereotypen des Antisemitismus.

In einem P.S. kündigt der Verlag eine englische Übersetzung und eine "Fortsetzung der Story" mit dem Titel "Schwarze Sonne/Black Sun II". (319) Der Titel scheint zu gehen.

Der "Arun-Verlag" wurde 1989 von Stefan Ulbrich (Jahrgang 1963, s.a. Seite 174) gegründet. Ulbrich war "Horstführer" in der Wiking-Jugend, der er bis zum August 1984 angehörte. Von begrenzter Zeitdauer war seine spätere Redaktionszugehörigkeit (Ressort: Politik) bei der Jungen Freiheit. Ulbrich, der unter seinem christlichen Vornamen Stefan leidet und sich selbst das nordische Björn verpaßt hat, ist Autor des neuheidnischen 550-Seiten-Walzers Im Tanz der Elemente. Ulbrich verbreitet seine Ansichten auch in der unpolitischen Esoterik-Szene, so etwa in Connection Nr. 4/97. Bei Arun erschien neben Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo das Buch Multikultopia, in dem Alain de Benoist (s.S. 138), der rechtsextreme Multifunktionär Karl Richter und Wolfgang Strauss, der in braunen Blättern über Osteuropa schreibt, zu Wort kommen. Auch die Gedanken zu Großdeutschland sind bei Arun verlegt. In diesem Buch schreibt Karl Richter: "Der 30. Januar 1933 [Hitlers Machtergreifung] war nun einmal die bis dahin friedlichste Revolution der deutschen Geschichte, sie konnte sogar die demokratische Legitimation für sich in Anspruch nehmen, und dennoch blieb nichts beim Alten -Revolution auf Deutsch." Als Nachdruck hat der Arun-Verlag Revolte gegen die moderne Welt im Programm, das Hauptwerk des italienischen Faschisten Julius Evola (S. 54). Als deutsche Erstübersetzung führt der Verlag Evolas Den Tiger reiten. Verlagsgründer Ulbrich betreibt einen "Versand für Naturreligion, Schamanismus und Spirituelle Ökologie" mit dem Titel Gaia. Angeboten werden, so die neuheidnische Schrift Der Hain, eine "tatsächlich bemerkenswerte Auswahl an Büchern, Schmuck, CDs und Musikinstrumenten, die in dieser Konstellation ihresgleichen sucht"; u.a.: Julleuchter, keltische Haarspangen, Kräuter, Räucherwerk, Tee, Badesalze, Ätherische Öle, Bücher zu den Themenbereichen Geomantie, Sex ("Vögeln will gelernt sein"), Hexen, Hanf, Wikingerschmuck, lrminsul-Anhänger, eine "Orgasmusschule", Schwirrhölzer, Göttinnenschmuck und Thorshämmer. 1997 veranstaltete Gaia (mit eigener Internet-Adresse) ein "Earth-Family-Gaia-Sommercamp", für das an Gaia-Verkaufsständen bei Esoterik- und Ökomessen, Folkfestivals und alternativen Weihnachtsmärkten geworben wurde.

Ulbrich beläßt es nicht bei Räucherstäbchen und Badesalz. Im Juni 1996 rief er zu einer "Feldschlacht" an einem Stausee beim Verlagsort Engerda, zu dem rund 100 Braungesinnte anreisten. In dem Einladungsschreiben, daß auch im Thule-Netz abrufbar war, verkündete Ulbrich: "Die Schlacht soll uns allen einen gehörigen Nervenkitzel bereiten, Spaß machen und das archaische Blut in Wallung bringen. Es ist nicht Sinn der Schlacht, anderen vorsätzlich Verletzungen zuzuführen, wenn sich das auch nicht vermeiden lassen wird." Erlaubt seien "alle Hieb-, Schlag- und Stoßwaffen wie Schwert, Axt, Speer, Lanze, Keule und Morgenstern." Die Kleidung der Teilnehmer solle dem archaischen Charakter des Ereignisses angemessen sein. Ulbrich ist ein Beispiel dafür, daß Esoterik und rechtsextreme Politik sich produktiv miteinander verbinden können. Wenn er in seinem Verlag alte Themen und Texte ausgräbt, betreibt er nicht das Geschäft der Ewiggestrigen, sondern will festgefahrenes rechtes Denken spirituell erweitern. Seine Themenvorschläge für die Rechte (Ökologie, Philosophie, Frauenfrage, Multikulturelle Gesellschaft, Dritte Welt, Religion (Heidentum) (320) entsprechen den metapolitischen Strategien des Thule-Seminars.

306 Russel McCloud, Schwarze Sonne von Tashi Lhunpo, a.a.O., S. 5 f
309 Miguel Serrano, El Cordon Dorado , Abb. XXIV; Manú S. 161 und hintere Umschlagseite
310 Miguel Serrano, El Cordon Dorado , Abb. XXVIII
311 Russell McCloud, Schwarze Sonne von Tashi Lhanpo , S. 150 f.
312 Russell McCloud, a.a.O. S. 154 f
313 Russell McCloud, a.a.O. S. 269
314 Russell McCloud, a.a.O. S. 165
315 Wendungen wie "heraußen" (S. 105), "kennt man darunter" (S. 150), "dazu brauchen" (S. 141); Landig gibt an, es "stecke ein Engländer dahinter".
316 ebenda
317 Norbert Hess, Die schwarze Sonne von Tashi Lhunpo - das Drehbuch
318 Norbert Hess, a.a.O. S. 108
319 Norbert Hess, a.a.O. S. 150
320 Europa Vorn, Nr. 8 vom Juli 1990, S.29


Zitat aus dem Buch: Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle: "Thule: vom völkischen Okkultismus bis zur neuen Rechten" Stuttgart, Schmetterling Verlag 2. erweiterte und aktualisierte Auflage 1998 Preis: 13,80 ¤

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