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Lambing Tantra 4
01.01.1970, 01:33

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Neo-Tantra als Schwindel?



Ist das heutige Neo-Tantra angesichts dieser Geschichte also nichts weiter als ein großer Schwindel? Einiges spricht dafür: Die frühen erotisch-okkulten Varianten des Tantra kann man als eine Sexualisierung von Ritualen beschreiben, Neo-Tantra wäre dann das Umgekehrte: die Ritualisierung von Sex. Diese Unterscheidung ist durchaus plausibel: Weder in den Kaula-Praktiken noch in den verschiedenen spiritualisierten Schulen ging es um kunstvolle Liebeszeremonien, um Körperbejahung und Heilung von Sexualität oder gar um neue Dimensionen von Intimität und Nähe. Gerade in den explizit sexuellen Traditionen stand eine unpersönliche und überpersönliche rituelle Begegnung der Geschlechter im Zentrum. Die Übertragung des tantrischen Wissens erforderte zudem eine direkte und authentische Sukzessionslinie von Meistern zu Schülern, auch das gibt es nicht im Neo-Tantra. Und schließlich taugt Tantra nicht als Kulisse für pseudo-feministische Geschichtsklitterung, etwa wenn es zu einer Frühform geschlechtlicher Gleichberechtigung deklariert wird. Auch wenn im Tantra durchaus Potenziale für weibliche Selbstermächtigung liegen, so muss doch festgehalten werden, dass die alten tantrischen Texte („Tantras“ genannt) alle aus der Perspektive des Mannes verfasst sind, der das Weibliche als Medium nutzt, nicht umgekehrt. Tantra war männerkontrolliert und männergeleitet, Akteur und interessantes Subjekt des tantrischen Aktes war er, nicht die Partnerin.

Dolchgott Vajrakila in Vereinigung mit der Gefährtin
(©Malte Brammer)

Doch man macht es sich zu einfach, wenn man dem Westen vorwirft, dass er Tantra banalisiere und auf das „unspirituelle“ Bedürfnis nach sexuellem Glück reduziere. Denn weder die Kaula-Praktiken noch die heute auf dem indischen Buchmarkt erwerbbaren okkulten Ratgeber könnten bei solchen Bewertungsmaßstäben höhere spirituelle Weihen empfangen. Sie sind aber eingebettet in ihren jeweiligen sozialen Kontext und ergeben dort auch Sinn. Die indischen Tantra-Bücher für Geschäftserfolg und Manipulation spiegeln einfach die Bedürfnislage in einem Land wider, in dem das Erreichen eines bescheidenen Wohlstands für Millionen ein brennendes Anliegen ist. (Der Religionsforscher Hugh Urban weist darauf hin, dass sich in dem Maße, wie die USA weiter absteigen und Indien sich wirtschaftlich entwickelt, das Verhältnis auch umkehren kann. Vielleicht werden dann die Amerikaner die tantrischen Götter wegen finanzieller Hilfe behelligen, während die Inder sie zum Erreichen des sexuellen Nirwana nutzen.)

Das neue Bild des Tantra
(©Julio Lambing)


Tantra hat sich vielfältig gewandelt. Die tantrische Tradition war aber durchgehend mit dem Streben nach einem guten und gelungenen Leben verwoben − was immer darunter zu verschiedenen Zeiten verstanden wurde. Warum sollte Tantra uns heute dabei nicht mehr helfen, selbst wenn es weitere kulturelle Überformungen erfährt? Sicher: Im modernen Deutschland wird kaum jemand anstreben, durch Sex mit Halbgöttinnen gegnerische Heere zu besiegen, schneller als der Wind zu fliegen oder unsichtbar zu werden. Auch der Erleuchtung und der Überwindung der Dualität widmen die wenigsten ihr Leben. Doch gerade in seiner neuen Form von ritueller Sexualität hat Tantra ein bemerkenswertes Element in die westliche Erotik eingeführt: die bewusste Entpersönlichung der sexuellen Begegnung. In der zeitweiligen Auslöschung von Intimität und Nähe bei der sexuellen Begegnung liegt das moderne Geschenk, das Tantra für die Menschen in den westlichen Industriegesellschaften bereithält.




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