Was will der Rabenclan?
Der Rabenclan ist eine Interessenvertretung für Menschen, die sich an heidnischen Traditionen orientieren und diese pflegen, aktualisieren und weiterentwickeln möchten.
Wir verstehen darunter jenen Fundus an Fertigkeiten, Ritualen, Sitten, Institutionen, Aussagensystemen, Ethos und Kosmologien, der in polytheistischen, animistischen, sogenannnten naturreligiösen und neopaganen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen enthalten ist - unabhängig davon, ob diese vergangen oder heute noch existent sind. Dieses Wissen gehört als Erfahrungsschatz zum gemeinsamen Erbe der Menschheit, und ist es wert, erforscht und gepflegt zu werden.
Wir glauben, dass das Wissen und die Lebenseinstellung solcher Traditionen eine sinnvolle Bereicherung für das heutige Leben und für die moderne Gesellschaft sein können. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass polytheistische, animistische, naturreligiöse und neopagane Lebensweisen im 21. Jahrhundert frei von Vorurteilen erforscht und gelebt werden können. Unsere Auseinandersetzung mit solchen Traditionen erfolgt jedoch kritisch: Wir leugnen oder verklären nicht ihre problematischen Seiten, und wir berücksichtigen die vielfältigen Projektionen, mit denen sie im Gefolge von Christentum, Romantik, Exotismus, Esoterik und völkischen Strömungen überfrachtet wurden und werden. Allein die Bezeichnung "Naturreligion" entspringt einer romantisierenden und evolutionistischen Deutung fremder Kulturen, die es bis heute schwer macht, nüchtern deren Weltsicht und Lebensweisen zu betrachten. Uns ist zudem bewußt, daß es hier im Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts weder eine über die Jahrtausende ungebrochene und ununterbrochene Tradierung des vorchristlichen Heidentums gibt noch eine unverzerrte Rezeption zeitgenössischer animistischer, schamanischer oder polytheistischer Kulturen.
Die achtsame Pflege von Traditionen beinhaltet den Anspruch auf ihre Weiterentwicklung, weil sonst ihr Erfahrungsschatz nicht genutzt werden kann. Dabei ist unsere Kreativität gefragt, nicht nur weil in vielen Bereichen unser Wissensstand trotz aller Bemühungen lückenhaft ist, sondern auch, weil wir durch unser Leben in Zivilisationen des 21. Jahrhunderts die modernen Herausforderungen, Lebensumstände und Kenntnisse in Rechnung stellen müssen. Das oben angesprochene Wissen trifft damit auf veränderte Kontexte, und heidnische Intuitionen brauchen einen zeitgemäßen Ausdruck.
Die fortlaufenden Erkenntnisse der Wissenschaft sind wertvolle Quellen für eine Beschäftigung mit heidnischen und neuheidnischen Lebensformen. Allerdings wäre es naiv, die lebensweltlichen, kulturellen, institutionellen und weltanschaulichen Einflüsse und Beschränkungen zu leugnen, denen diese Erkenntnisse unterliegen. Ebenso sind deshalb Inspiration, Kunst und Kunsthandwerk, Musik, Poesie, Rituale, Zeremonien und alternative Lebensweisen wichtige Werkzeuge für Verständnis, Wiederaneignung und Weiterentwicklung heidnischer Traditionen.
Der Rabenclan ist keine Religionsgemeinschaft. Als traditionsübergreifender Verein vertritt er keinen einzelnen Kult oder einzelne Religion oder Kultur, sondern Einzelpersonen, Gruppen und Traditionen ganz unterschiedlicher Ausrichtung und Interessen. Dazu gehören nicht nur religionswissenschaftlich oder kulturgeschichtlich Interessierte, sondern auch Neuheiden wie z.B. Hexen, Wicca, Asatru, Neu-Kelten oder Menschen, die sich an graeco-romanischen, slawischen oder schamanischen Traditionen orientieren.
Der Rabenclan informiert über verganges und zeitgenössisches (Neu-)Heidentum, vermittelt Wissen über naturreligiöse Kulturen und klärt über verschiedene neopagane Strömungen auf. Dabei ist es uns ein wichtiges Anliegen, spezifische Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen wie z.B. den Vorwurf, (Neu-)Heiden wären Satanisten, Rechtsradikale oder "naturverträumte Spinner" aus der Esoterik-Bewegung.
Im Rahmen dieses Engagements setzt sich der Rabenclan aktiv gegen rassistische und antidemokratische Weltanschauungen ein, die im und mit dem Neuheidentum entstanden sind und naturreligiöse Traditionen und Begrifflichkeiten missbrauchen. Vor etwa 70 Jahren haben genau solche Kräfte (wie z.B. die Ariosophie) einen politischen Einfluss ausgeübt, der Barbarei und Leid über die Welt gebracht hat. Wer das Leben ehrt, muss deshalb rechtzeitig den Anfängen wehren.
Eine moderne Umsetzung von Intuitionen heidnischer Traditionen bedeutet in unseren Augen auch eine bestimmte Haltung zur Welt, die sich in Verantwortung für Menschen, Tiere und Pflanzen ausdrückt. Die Art und Weise, wie unsere Lebensmittel durch Pestizide vergiftet werden, Tiere in Massentierhaltung gequält, Wiesen zubetoniert, Wälder abgeholzt oder Menschen im Süden der Erdkugel durch ungerechte Wirtschaftsbeziehungen in Armut gehalten werden, können und wollen wir nicht billigen. Der Rabenclan unterstützt deshalb als Minimalgrundsatz politischen Handelns die Erd-Charta.
Heidentum drückt sich auch durch Gebräuche, Lebensweisen und Handlungen aus. Wir möchten eine Plattform bieten, um Lebensstile, Rituale und Praktiken zu entwickeln, die intelligent und zeitgemäß das Wissen und die Weltsicht heidnischer Traditionen für das 21. Jahrhundert umsetzen. Wir vernetzen entsprechend interessierte Menschen und veranstalten Feste, Tagungen, Workshops und Kulturveranstaltungen, um naturreligiösen Menschen eine Gelegenheit zur Begegnung, zum Austausch und zum gemeinsamen Erleben zu geben. Über verschiedene Vereinsmedien können sich (Neu-)Heiden zudem miteinander vernetzen und in Kontakt treten.
Der Rabenclan stellt keinen Alleinvertretungsanspruch für das deutschsprachige Heidentum, sondern versteht sich als eine Stimme unter mehreren. Der Verein hat etwa 120 Mitglieder. Er wurde im Oktober 1994 gegründet. Am 16. Januar 1995 erfolgte die Eintragung beim Amtsgericht Warendorf. Das Engagement der Mitglieder und des Vorstands ist bis heute ehrenamtlich. Der Verein verfolgt keine kommerziellen Interessen.
Wer mehr über unseren Aufbau und unsere Aktivitäten erfahren will, siehe hier.
Einen kurzen Abriss der Vereinsgeschichte haben wir ebenfalls zusammengestellt.
Und hier findet sich eine Auswahl, was andere über uns sagen.