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Slawisches Heidentum Geschichtliches
28.04.2017, 09:55

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Slawisches Heidentum


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Geschichtliches

Von jenen Westslawen, die man auch Wenden nannte und die für Jahrhunderte zwischen Oder und Elbe bis hoch nach Oldenburg (einst Stargard) und hinüber ins hannoveranische Wendland (sic!) gelebt haben, ist heutzutage nicht viel mehr übrig als die etwas polnisch anmutenden Ortsnamen, über die sich manch Zugereister wundern mag: all die vielen -ows (Hagenow, Basedow, Rudow, Teltow, Gramzow, Pinnow, Lützlow etc.) und -itze (Schmöckwitz, Weselitz, Lankwitz, Steglitz, Zinnowitz etc.). Dabei ist bei vielen ursprünglich slawischen Siedlungen die Herkunft des Namens für den Laien gar nicht auf den ersten Blick erkennbar. Wer käme schon auf die Idee, im brandenburgischen Jüterbog die Stadt eines einst hier verehrten slawischen Morgengottes zu suchen? "(J)utro" bedeutet Morgen, "bog" Gott. Noch bis ins 17. Jahrhundert hat ein bescheidener, dem Jutribog geweihter Tempel mitten in der deutschen Stadt gestanden, allerdings schon gemauert und mit schlichtem Kreuzgewölbe, wie es heißt, also mit deutlichem Einfluß deutscher Bautraditionen. Da sprach schon niemand mehr die alte Wendensprache Polabisch dort, sondern man verständigte sich nur noch in Niederdeutsch - ein Dialekt, den heute längst das gleiche Schicksal des Vergessens ereilt hat, zumindest in der Mark Brandenburg.

Kölln, die heutige Fischerinsel in Berlin, kommt von "kollin" (der Sandhügel) und war wie beispielsweise Köpenick einst ein slawisches Fischerdorf am Ufer der Spree (Spriawa) bzw. der Dahme (Dama). Der Schlachtensee war der goldene See ("zlati", polnisch: z?oty = golden), Schmöckwitz kommt von "smokowice", Ort der Schlangen, der Berliner Stadteil Marzahn ist nach der slawischen Göttin Marzanna benannt, und die vielen "Lanke" genannten Fließe und Gräben gehen auf das slawische Wort "lug" zurück, was in etwa "feuchter Grund" bedeutete. Auch die Uckermark und Mecklenburg-Vorpommern sind voll von Dörfern und Städten mit Namen slawischen Ursprungs. Zwar waren auch die Wenden letztlich nur eine Episode in der Geschichte des Sumpf- und Waldlandes zwischen Elbe und Oder, doch haben sie überall ihre Spuren hinterlassen. Vor ihnen siedelten germanische Stämme dort, u.a. Vandalen und Langobarden, auch sie hauptsächlich als Ackerbauern und Jäger/Fischer lose verstreut an den Ufern der Flüsse und Seen. Was genau diese Stämme im 4./5. Jahrhundert dazu bewogen hat, nach Westen auszuwandern und andere Teile Europas zu prägen (z.B. Langobarden - Lombardei, Vandalen - Andalusien), kann nur vermutet werden. Diese Migration stand jedenfalls bereits im Zeichen der großen Völkerwanderung, welche den Zusammenbruch des Römischen Reiches maßgeblich herbeiführte. Nur wenige Germanen blieben an den ostelbischen See- und Flußufern zurück, weitgehend voneinander isoliert durch die ausgedehnten Urwälder und bald - wohl ohne besonderes Aufsehen - von den aus dem heutigen Polen in die freigewordenen Siedlungsräume nachrückenden Slawen assimiliert.

Die eingewanderten Slawen lebten in erster Linie von Ackerbau und Fischerei. Viehzucht und Jagd spielten untergeordnete Rollen. Sie lebten überwiegend in Blockhäusern, nutzten den hölzernen Hakenpflug und kannten die Frühjahrs- und Herbstaussaat. Sie pflegten ihre Toten zu verbrennen. Erst unter dem Einfluss der Kirche im 10. Jahrhundert kam die Sitte der Körperbestattung auf, zunächst noch mit Grabbeigaben, später zunehmend ohne. Angeblich gab es keine slawische Schriftsprache, doch neuerdings setzt sich die Auffassung durch, dass im Zuge der Christianisierung nur besonders konsequent alles vernichtet wurde, was diese "Runitsa", auch "Snaki" oder "Vlesovitsa" genannt, trug. Es war damals nur noch gestattet, die von den byzantinischen Missionaren Cyril und Methodius für die Slawen entwickelte Schriftsprache "Cyrilitsa", die heutigen kyrillischen Buchstaben, zu benutzen. Auf diese Weise brachte die griechisch-orthodoxe Kirche des byzantinischen Reiches die riesigen slawischen Siedlungsräume in Osteuropa in ihre ideologische Gewalt, was nichts anderes als ein politischer Schachzug gegen das Römische Reich und seinen lateinischen Papst war. Die Slawen waren lediglich Spielfiguren im allgemeinen Ringen um Macht und Einfluß in Europa, und wie so viele heidnische Stämme vor und nach ihnen zahlten sie am Ende die Rechnung - mit ihrem Blut.

Einige slawische Stämme fielen im 8. Jahrhundert immer wieder in fränkisches Gebiet ein, so dass Karl der Große schließlich eine Strafexpedition unternahm und die karolingische Reichsgrenze bis an die Elbe ausdehnte, was bei den Slawen zu verstärktem Burgwallbau führte. Im 10. Jahrhundert begann das Römische Reich, die Gebiete östlich der Elbe zu kolonisieren und zu christianisieren. Es kam jedoch immer wieder zu blutigen, nicht selten erfolgreichen Aufständen der Slawen. Erst der Slawenkreuzzug im Jahre 1147 brach ihren Widerstand. Der wendische Adel, soweit er nicht zum Christentum übertrat, wurde ausgerottet. Systematisch wurde das Land kolonisiert. Noch lange jedoch blieb die slawische Bevölkerung in ihren "Kiezen" (Hütten) weitgehend unter sich. Oft war ihnen auch wie den Juden der Zugang zu den Handwerkszünften verwehrt, daher blieben Fischerei und das Dienstbotentum häufig die einzig mögliche Erwerbsquelle in den Städten. Im 14. Jahrhundert waren die slawischen Dialekte westlich der Oder fast vollständig verschwunden. Anfang des 18. Jahrhunderts verschwanden - mit Ausnahme des Sorbischen - die letzten Reste des Wendischen auf dem Gebiet des heutigen Deutschland. Das Sorbische wird noch heute gesprochen, wenn auch wenig im Alltag, sondern mehr als eine Art traditionelle Fremdsprache. In einigen ostdeutschen Regionalprogrammen (MDR, RBB) werden in regelmäßigen Abständen Sendungen auf Sorbisch ausgestrahlt.


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