Slawisches Heidentum
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Geschichtliches
Kölln, die heutige Fischerinsel in Berlin, kommt von "kollin" (der Sandhügel) und war wie beispielsweise Köpenick einst ein slawisches Fischerdorf am Ufer der Spree (Spriawa) bzw. der Dahme (Dama). Der Schlachtensee war der goldene See ("zlati", polnisch: z?oty = golden), Schmöckwitz kommt von "smokowice", Ort der Schlangen, der Berliner Stadteil Marzahn ist nach der slawischen Göttin Marzanna benannt, und die vielen "Lanke" genannten Fließe und Gräben gehen auf das slawische Wort "lug" zurück, was in etwa "feuchter Grund" bedeutete. Auch die Uckermark und Mecklenburg-Vorpommern sind voll von Dörfern und Städten mit Namen slawischen Ursprungs. Zwar waren auch die Wenden letztlich nur eine Episode in der Geschichte des Sumpf- und Waldlandes zwischen Elbe und Oder, doch haben sie überall ihre Spuren hinterlassen. Vor ihnen siedelten germanische Stämme dort, u.a. Vandalen und Langobarden, auch sie hauptsächlich als Ackerbauern und Jäger/Fischer lose verstreut an den Ufern der Flüsse und Seen. Was genau diese Stämme im 4./5. Jahrhundert dazu bewogen hat, nach Westen auszuwandern und andere Teile Europas zu prägen (z.B. Langobarden - Lombardei, Vandalen - Andalusien), kann nur vermutet werden. Diese Migration stand jedenfalls bereits im Zeichen der großen Völkerwanderung, welche den Zusammenbruch des Römischen Reiches maßgeblich herbeiführte. Nur wenige Germanen blieben an den ostelbischen See- und Flußufern zurück, weitgehend voneinander isoliert durch die ausgedehnten Urwälder und bald - wohl ohne besonderes Aufsehen - von den aus dem heutigen Polen in die freigewordenen Siedlungsräume nachrückenden Slawen assimiliert.
Einige slawische Stämme fielen im 8. Jahrhundert immer wieder in fränkisches Gebiet ein, so dass Karl der Große schließlich eine Strafexpedition unternahm und die karolingische Reichsgrenze bis an die Elbe ausdehnte, was bei den Slawen zu verstärktem Burgwallbau führte. Im 10. Jahrhundert begann das Römische Reich, die Gebiete östlich der Elbe zu kolonisieren und zu christianisieren. Es kam jedoch immer wieder zu blutigen, nicht selten erfolgreichen Aufständen der Slawen. Erst der Slawenkreuzzug im Jahre 1147 brach ihren Widerstand. Der wendische Adel, soweit er nicht zum Christentum übertrat, wurde ausgerottet. Systematisch wurde das Land kolonisiert. Noch lange jedoch blieb die slawische Bevölkerung in ihren "Kiezen" (Hütten) weitgehend unter sich. Oft war ihnen auch wie den Juden der Zugang zu den Handwerkszünften verwehrt, daher blieben Fischerei und das Dienstbotentum häufig die einzig mögliche Erwerbsquelle in den Städten. Im 14. Jahrhundert waren die slawischen Dialekte westlich der Oder fast vollständig verschwunden. Anfang des 18. Jahrhunderts verschwanden - mit Ausnahme des Sorbischen - die letzten Reste des Wendischen auf dem Gebiet des heutigen Deutschland. Das Sorbische wird noch heute gesprochen, wenn auch wenig im Alltag, sondern mehr als eine Art traditionelle Fremdsprache. In einigen ostdeutschen Regionalprogrammen (MDR, RBB) werden in regelmäßigen Abständen Sendungen auf Sorbisch ausgestrahlt.