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Slawisches Heidentum Spirituelles
28.04.2017, 09:55

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Slawisches Heidentum


Vorwort - Geschichtliches - Spirituelles - Mythologie - Jahresfeste - Gegenwart - Märchen - Rezepte - Links - Literatur


Spirituelles

Es finden sich im Internet die unterschiedlichsten Zusammenstellungen der alten slawischen Gottheiten und Geistwesen. Manche sind sehr umfangreich, manche recht oberflächlich. Dabei finde ich es schwierig, einen slawischen Pantheon aufzustellen, da jene Götter, denen man reich geschnitzte Tempel aus Holz baute, von Stamm zu Stamm, ja, teils von Siedlung zu Siedlung unterschiedlich waren und bei Bedarf wohl auch schon mal "ausgewechselt" wurden.

Allgemein gilt: Heidnische Slawen sahen die Welt mit Kinderaugen. Alles um sie herum war lebendig, hatte eine Persönlichkeit, war es wert, dass man mit ihm kommunizierte und sich gut mit ihm zu stellen versuchte - Tiere und Pflanzen genauso wie Gegenstände, selbst das Haus, in welchem man wohnte, jeder Kiesel am Wegesrand und noch der ausgetretenste Bastschuh. Pflanzen, Tiere und Naturkräfte wurden unter Verwendung von Verwandtschaftsbezeichnungen und Verkleinerungsformen liebevoll angesprochen: (Groß-)Mütterchen, (Groß-)Väterchen, Onkelchen, Schwesterchen, Brüderchen usw., und alles andere wenigstens mit Verkleinerungsformen, selbst wenn es nicht klein war: Tellerchen, Schuhchen, Töpfchen, Öfchen usf. Wir Deutschsprachigen reden so nur mit Kindern, doch bei den Slawen ist diese Redeweise zumindest im Privatbereich noch heute durchaus gebräuchlich, wenn sie wohl auch zunehmend als "altmodisch" betrachtet wird.

Abgesehen von den zahlreichen, regional sich ähnelnden oder unterscheidenden Gottheiten gibt es zahlreiche Geistwesen. Die einen würde man im Deutschen vielleicht eher als Kobolde bezeichnen, die anderen als regelrechte Gespenster. Diese Geistwesen wohnen überall.

Es ist slawischen Heiden völlig klar, dass sie sich ihr Haus mit diversen anderen Bewohnern teilen, welche sich jedoch nur selten blicken lassen. Jeder Raum, ja, geradezu jeder Winkel des Anwesens hat einen (oder mehrere) Bewohner, dessen (oder deren) Freundschaft man sich besser erhält, wenn man in Frieden und möglichst in Wohlstand leben will. Also spricht man regelmäßig und respektvoll mit diesen unsichtbaren Bewohnern und hinterlässt ihnen immer wieder kleine Aufmerksamkeiten. Unter der Schwelle oder hinter dem Ofen wohnt der Hausgeist, meist ein Ahne oder eine Ahnin, dessen oder deren Wohlergehen das Wohlergehen der Familie direkt beeinflußt. Verärgert man den Hausgeist, verläßt die menschlichen Bewohner das Glück. Manchmal erscheint er in Gestalt eines tatsächlichen Bewohners, manchmal in Tiergestalt.

Große Furcht herrschte vor der Dunkelheit und ihren Kindern, den Totengeistern, auch Wiedergänger genannt. Es ist wohl kein Zufall, daß das Vampir-Konzept slawischen Ursprungs ist. Es gibt jedoch die verschiedensten Typen von "herumgeisternden" Seelen Verstorbener, vor denen die Lebenden sich besser hüten.

Außer diesen Geistern und Geisterchen, die oft regelrecht mit den Menschen zusammenleben, gibt es jene in Wald und Flur und den Gewässern. Alles was mit dem Wasser zu tun hat, galt als weiblich. Sonne und Feuer dagegen wurden als männlich betrachtet. Die Sonne stellten sich die heidnischen Slawen als Mann vor, der am Morgen als Kind auf seine Reise über den Himmel zieht, mittags ein junger und abends ein alter Mann ist, der zum Schlafen in die Obhut einer alten Frau zurückkehrt. Zwölf weiße Pferde ziehen seinen Wagen über den Himmel. Auch das Jahr ist ein Mann, der im Verlauf der Monate vom Kind zum Greis altert. Darüber hinaus gibt es Bjelobog, den Weißen Gott, und Tschernobog, den Schwarzen Gott. Sie teilen sich das Jahr wie Balder und sein Bruder Hölder in der germanischen Mythologie. Zwischen Wintersonnenwende und Sommersonnenwende, solange das Jahr seinem Höhepunkt zustrebt, herrscht Bjelobog, zwischen Sommersonnenwende und Wintersonnenwende übernimmt Tschernobog das Zepter. Unter dem Einfluss des Christentums wurde aus Tschernobog natürlich der Teufel, obwohl er keineswegs für "das Böse" steht, sondern eher für das Dunkel, für Tod und Zerstörung, die ja unverzichtbare Bestandteile des Lebens sind.

Slawische Heiden verehren von den vier Elementen besonders stark Feuer, Wasser und "Mutter Feuchte Erde". Sie alle gelten als in höchstem Maße heilig. Das Herdfeuer wurde Tag und Nacht gehütet, im Haus von den Frauen, in den Tempeln von Priestern. Nur zur Sommersonnenwende ließ man es ausgehen und erweckte es nach uralter Tradition mit Hilfe des Feuerbohrers wieder zum Leben - ein Ritual, das es auch bei anderen Völkern gibt. "Mütterchen Wasser" galt nicht nur als reinigend, sondern auch als heilend, und hatte ihren Ehrentag ebenfalls zur Sommersonnenwende. An diesem Tag wurden "Feuer und Wasser zusammengebracht", um Gesundheit, Fruchtbarkeit und eine gute Ernte zu bewirken. "Mutter Feuchte Erde" schließlich war die heilige, große Nährerin für die slawischen Ackerbauern. Brot spielte eine so bedeutende Rolle in der Ernährung, daß eine Mißernte Hungersnot bedeutete, selbst wenn die Wälder voller Wild und die Flüsse voller Fische und Wasservögel waren. Brot war und ist das Grundnahrungsmittel der Slawen, und nichts kann es ersetzen.

Nicht wegzudenken aus der slawischen Mythologie ist auch jene Figur, die bei uns am besten mit ihrem russischen Namen Baba Jaga bekannt ist. Ursprünglich die weise, aber in ihrer Macht durchaus nicht ungefährliche Göttin, an die man sich um Rat und Hilfe wendet und die mal als junges Mädchen, mal als reife Frau und mal als hutzlige Alte erscheint, mutierte auch sie unter christlichem Einfluss zur bösen und hässlichen Hexe, wie man sie schließlich aus den klassischen, russischen Märchenfilmen kennt (dort übrigens immer von einem Mann gespielt).

Das slawische Heidentum wurde vom Christentum nur sehr oberflächlich überdeckt. Es gibt in den meisten slawischen Ländern das Phänomen des "Doppelglaubens", bei dem beide Systeme nebeneinander bestehen. So heißt der "Johannistag" der orthodoxen Kirche in Russland "Iwan Kupalo": Iwan für Johannes den Täufer und Kupalo für das heidnische Feuer-und-Wasser-Fest. Ein schönes Beispiel für den Doppelglauben ist auch der Segensspruch: "Mütterchen Wasser, gib du allen getauften Seelen gute Gesundheit."


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